1. Nordmannmarsch 2018
Schweiß,
Kälte, stramme Wege – unter dem Motto „Nordmannmarsch“ machte
ich mich zusammen mit Robert Wimmer am 29.12.2018 um Punkt 00:00 Uhr
zu einer erneuten Herausforderung auf dem Weg. 100 KM in unter 24
Stunden – klingt erst mal nicht all zu spannend. Zudem wenn man
Roberts Vita kennt, ist das für ihn von der Distanz doch ehr das
WarmUp.
Die Route führte uns in den tiefen, fränkischen, wilden
Westen. Teils unbefestigte Wege, stramme Steigungen und Winterwetter
– eben was für Wikinger.
Die Schwierigkeit gegenüber
„organisierten“ Märschen besteht darin, unterwegs zu navigieren,
Verpflegung mit sich zu führen und keine Ahnung zu haben, ob der Weg
überhaupt marschierbar ist.
Meine Ausrüstung setzte sich wie
folgt zusammen:
Nike Air Zoom WILDHORSE 4, ein schöner, leichter
Trailschuh, welchen ich bis zum Marsch immer nur beim Crossfit
anhatte.CEP Running Socks, Pinewood Lappland Hose, ¾ Laufhose, enge
Badehose – Das Hosenkonzept hatte sich zusammen mit 2Skin von
PureActive schon beim Marsch nach Oberstdorf bewährt, was Sachen
Wundlaufen betrifft. Daher wöhlte ich erneut diese Kombination.
Oberkörper wurde mit langem Funktionsunterhemd, Pullover und einer
Jagdjacke von Pinewood versehen. Für den Kopf gab es einen in meinen
Augen sehr guten Fleece-Schal, welcher mit einer Kaputze versehen
ist. Das Teil habe ich vor kurzem bei Tschibo für ca 8 Euro
geschossen – hat sich auf der Tour ebenfalls bewährt. Und bei der
Kälte sollten natürlich Handschuhe nicht fehlen. Hier habe ich
meine Roeckl Handschuhe mitgenommen, welche ich auf im Winter zum
Paragleiten verwende.
Der Rucksack war mein altbewährter THULE
Capstone mit 40 Liter Fassungsvermögen, etwas zu viel für die Tour
aber man muss ihn ja nicht voll machen und vom Komfort ist er meine
erste Wahl gewesen.
An Verpflegung hatte ich viel zu viel dabei:
2 Packungen Obstriegel, 4 Müsliriegel, 2 Äpfel, 2 Bananen, 1
Packung Dextro Energy, 3 Liter Trinkblase mit Wasser befüllt, 2
Apfelsaftschorlen 0,5 Liter, 1 Cola 0,33 Liter, 4 belegte Brötchen,
2 Packungen PickUp-Kekse.
Desweiteren befand sich im Rucksack noch
Blasenpflaster, Kopflampe, Taschenlampe, 2x AnkerPack Powerbank,
Ladekabel, Haustürschlussel, Handy, Ersatz-Unterwäsche und
Ersatzsocken, Geldbeutel und 2Skin.
Also schon ordentlich was auf der Wage
mit dem Gepäck. Leider habe ich den Rucksack nicht gewogen, aber ich
gehe davon aus, das er so um die 12 Kg gewogen hat.
Ich selbst
hatte mich vor dem Lauf gewogen und brachte stolze 105,1 Kg auf die
Wage.
Um 23:50 Uhr wartete Robert bereits vor meiner Haustüre und
wir besprochen nochmals kurz den Groben Tourverlauf, bis es endlich
00:00 Uhr auf dem Handtacho anzeigte.
Unser Weg ging erstmal
von Oberasbach zum Nürnberger Plärrer, wo uns für ca 500 Meter
noch ein Arbeitskollege von mir begleitete. Das hat uns natürlich
sehr gefreut. Am Bahnhof ist Tobi dann wieder nach Hause abgebogen
und wir liefen Richtung Mögeldorf. Beim Überqueren einer
Fußgängerampel stolperte ich kurz nach dem Bahnhof über
Straßenbahngleise und fiel wie ein Frosch auf den Boden. Das hätte
schon das Ende der Tour bedeuten können – Glücklicherweise konnte
ich dann normal weiter marschieren ohne Schaden davon getragen zu
haben.
Wir machten einen kleinen Umweg auf dem Weg zum
Tiergarten, um noch eine offene Tankstelle anzulaufen. Wegtechnisch
waren es etwa die gleichen KM bis zum Tiergarten. In der Tankstelle
kauften wir uns noch 2 Bier für die Tour. Ich startete den Marsch ab
hier mit einer Dose „Faxe“, passt so gut zum Motto. Am Tiergarten
ging es dann in den Wald in Richtung Moritzberg. Auf dem Weg, etwa
Höhe Moorenbrunn, konnte man zahlreiche Spuren von Wildschweinen
sehen. Ich erklärte Robert diese Spuren und musste schon ein wenig
schmunzeln, das Robert für eine lange Zeit nur noch an Wildschweine
denken konnte. Aber wenn man auf dem Weg bleibt und dabei nicht der
leiseste Wanderer ist, wird eine Begegnung mit den Waldbewohnern ehr
unwahrscheinlich sein.
Es begann zu… ja was begann es? Es
war sowas wie gefrorener Nebel, der im Wald auf uns
herunterprasselte. Langsam wurde es kalt und wir waren froh, die
Mütze und die Handschuhe dabei zu haben. Am Bahnhof waren wir noch
der Meinung, diese wären zu viel im Gepäck, da es ehr zu warm war.
Aber je mehr man sich von der Stadt entfernte, umso kälter wurde es.
Den Wald verließen wir wieder bei Diepersdorf, kurz vor dem
Anstieg auf den Moritzberg.
Im Dunkeln und mit viel Wind ging es
dann hinauf zum Gipfel. Der Weg war bescheiden – unbefestigt,steil
und mit Bäumen versperrt. Das ist Extrembelastung für die Füße
gewesen. Der Geschwindigkeitsdurchschnitt schrumpfte auf der Etappe
auch merklich. Oben angekommen, suchten wir den Weg zur Wirtschaft,
welche sich am Gipfel befindet. Aufgrund von gefrorenem Niederschlag,
Nebel und schlechter Navigation via Komoot, brauchten wir einige
Zeit, um den richtigen Weg zu finden. Komoot zeigte uns ständig
einen nicht vorhandenen Weg an. Das kostet Zeit und Energie. Nach
einer kurzen Pause an der Kapelle am Gipfel ging es dann wieder
hinunter und weiter Richtung Engelthal. In Engelthal machten wir
wieder eine kleine, 5 Minütige Pause an einer Bushaltestelle, um
eine Kleinigkeit zu essen und zu trinken.
In Engelthal machten
wir einen kleinen Fehler bei der Navigation und wir marschierten
Richtung Offenhausen, anstelle nach Deckersberg. Hier began dann eine
chaotische Ausweichwanderung, aufgrund einer oder mehrerer Jagden,
welche sich über ein sehr großes Areal zog. Überall waren Wege
gesperrt, Jagdtreiber im Wald zu sehen und Schüsse zu hören. Die
Landschaft war trotzdem sehr schön anzuschauen und wir hatten den
ein oder anderen strammen Berg dabei. Beim Austreten verlor ich dann
doch Glatt mein Handy, was zum Glück nach einigen Metern sofort
aufgefallen war, da wir damit navigierten. Trotzdem ist jeder doppelt
gelaufene Weg ein Ärgernis.
Auf dem Weg wurde Robert von einem
„Fan“ angeschrieben, der uns anbot, uns Tee oder Kaffee an die
Strecke zu bringen. Das hat uns sehr gefreut, waren doch warme
Getränke ein Wunschdenken.
Wir lehnten aber dankend ab, da dies
nur Zeitverlust bedeutet hätte und wir noch eine Ein´kehr
eingeplant hatten. Das musste reichen. Wir liefen am Südufer des
Happurger Stausees entlang und folgten der Straße in Richtung
Kainsbach. Mit einigen Steigungen ging es dann nach Breitenbrunn, um
erneut durch das Dörfchen Offenhausen zu kommen. Dort kehrten wir im
Gasthof Hupfer ein. In der „Wärmestube“ angekommen, bestellten
wir erst mal 2 alkoholfreie Weizen. Dann gab es Schnitzel mit Pommes
und Robert bestellte sich 3 Fränkische mit Kraut. Nach einem
weiteren Weizen ging es dann für uns nach einem kurzen Plausch mit
dem Wirt weiter auf der Route.
Langsam wurde es wieder kalt und
dunkel. Es wäre gelogen, zu sagen, das man nicht erschöpft wäre.
Die Schritte wurden natürlich kürzer und die Motivation schaukelte.
Es ist ein ständiges Auf und Ab. Mal ist man Lustig, dann wieder
gefrustet, weil einem Alles weh tut. Man feuert sich gegenseitig an,
man motiviert sich. Und manchmal lachten wir – einfach so… aber
es hilft. Man ist danach gleich ein bisschen besser drauf.
Eine
verdammt stramme Steigung stand uns noch bevor – der Aufstieg zum
Entenberg. Das war die letzte, ernst zu nehmende Steigung auf der
restlichen Tour. Natürlich nichts im Vergleich zum Moritzberg aber
es war schon gewaltig lang gezogen und steil. Nach dem Entenberg und
ein paar kleinen Dörfern weiter führte uns der Weg wieder in den
Wald.
Bei Winn gings rein – quasi eine „Winn-Winn Situation“
gewesen. Ein ewig langer weg ohne navigieren zu müssen, aber dafür
gewann man ebenfalls an frustration. Fast bis Brunn ging es einfach
nur gerade aus. Den Weg vor sich, aber nichts passiert… einfach
gerade aus. Die Dämmerung war bereits voll im Gange und die
Langschaft leicht mit Schnee bedeckt.
In Brunn machten wir
ebenfalls wieder eine kleine Rast. Anschließend ging es einer stark
befahrenen Straße entlang. Wir liefen gegen die Fahrtrichtung mit
Stirn- und Taschenlampen, was aber zahlreiche Autofahrer nicht davon
abhielt, egoistisch nah und schnell an uns vorbei zu fahren.
Teilweise war es weniger als 50 cm Abstand zum rasenden Auto.
In
Fischbach endlich angekommen, gab es nach dem „Frogger“-Parcour
(Frogger war ein altes Computerspiel, wo ein Frosch über eine
vielbefahrene Straße zum anderen Ende musste) am Stand von Pizza
Americana noch ein alkoholfreies Bier.
Es ist fantastisch, wie
das Zeug einfach 1:1 in den Körper wandert und sich irgendwie in
Energie umwandelt. Jedenfalls geht’s danach einfacher – bis auf
die Beine, die brauchen immer ein paar Minuten, bis man wieder „Rund“
läuft.
Von Fischbach ging es wieder mal Kilometer für Kilometer
einfach nur gerade aus, bis wir in Langwasser angekommen waren. Ein
ekelhafter Weg, wenn es nur noch gerade aus geht. In Langwasser ging
es am Lebkuchen Schmidt vorbei und man wusste, es geht Richtung Ziel.
Aufgrund der Umwege wegen der Jagden, wussten wir, das wir die 100 km
bereits vor Oberasbach, nämlich in Höhe Eibach erreichen werden.
Auf Höhe der Gartenstadt begann es dann auch noch mit Eisregen
und wir hatten damit alles an Wetter, was man sich auf so einer
Nordmannstour nur wünschen konnte. Eis, Regen, Schnee, Wind, Nebel,
Kälte und Sonne.
Den letzten halben oder ganzen Kilometer, ich
weiss nicht mehr wieviel genau, joggten wir. Davor gab es nochmal ein
Bier, welches wir seit der Tankstelle zu beginn mit uns führten. Und
Zack – da war sie wieder – die Energie 🙂
Robert meinte ja:
„Kann man mit Energydrinks um die Welt laufen? – Ich sage Ja!“.
Ich seh das mit Bier genau so 🙂 Allerdings macht alkoholhaltiges
Bier natürlich ein wenig Müde aber für kurze Zeit geht auch das.
Die 100 Km waren dann im Display zu lesen, vorher sind wir noch 2
Runden um den Block gelaufen, um auch wirklich die 100 Km voll zu
machen. Danach ging es ab nach Hause. Dort wollte ich erst mal
duschen. Ich war gespannt, was sich für Blasen an meinen Füßen
gebildet hatten, hatte ich doch schon zu Beginn überlegt, die Schuhe
vielleicht falsch gewählt zu haben. Da die CEP-Socken so stramm
anzuziehen sind, schaute ich unterwegs nicht nach und ich war hellauf
begeistert, das ich keine einzige und nicht mal eine kleine Blase
hatte. Klar, Druckstellen und schmerzende Zonen aber keine einzige
Blase – Phänomenal!!!
Nach einer schönen, warmen Dusche wurde
erst mal gewogen. Mich interessierte, wieviel Gewichtsverlust man auf
so einer Tour hat. 102,8 Kg – das ist ein Verlust von 2,3 Kilo und
das bei voller Ernährung und genug zu Trinken, also keinerlei
Ernährungsdefizite.
Nach dem Wiegen gab es zu Essen und zu
trinken und ich fiel wie ein Stein ins Bett. Dann kamen 9 Stunden
Schlaf. Am nächsten Tag war ich relativ gut zu Fuß, ein wenig
unrund, aber ich konnte erstaunlich gut laufen. Am Abend gab es dann
sogar noch einen Feuerwehreinsatz, wo ich dann im Laufschritt ins
Gerätehaus lief. Funktioniert! 🙂
Die Tour hat mir schöne
Momente beschert, tolle Erinnerungen mit sich gebracht und mit Robert
zusammen die Tour von Oberstdorf noch einmal besprechen können.
Ebenfalls habe ich viel lernen können, was Verpflegung, Tempo,
Navigation und Kleidung für den nächsten Marsch betrifft.
Ich
freue mich auf weitere Touren und Märsche und habe für dieses Jahr
schon 2 in Planung.
Und warum das ganze? Weil es sinnfrei ist
– aber geil…!
Bis zum nächsten Marsch.